Ziegelbrennen
„Warum eigentlich Raimund?“, fragt sich
Rosmarinka mit beinahe neunzig Jahren.
Die gebürtige Kroatin hätte wohl ihr
ganzes Leben in ihrem Heimatdorf verbracht,
wäre sie als junges Mädchen nicht
ausgerechnet an den Donauschwaben
Raimund Quendler geraten. Gegen Ende
des Zweiten Weltkriegs bedrängen Titos
Partisanen den Hof der Quendlers, und
so flieht die Familie nach Österreich,
wo ein Neuanfang nur unter großen
Entbehrungen gelingt. Rosmarinkas
Sohn Anton soll es einmal besser haben
und Priester werden, aber er bricht
das Studium ab, ohne Gründe dafür zu
nennen. Erst Jahrzehnte später, als der
Historiker Arthur, der mit Rosmarinkas
Enkelin Valentina liiert ist, nachfragt,
beginnt die alte Frau zu erzählen. Bild
fügt sich an Bild und ein Zusammenhang
nach dem anderen erschließt sich.
„Ziegelbrennen“ ist eine weit ausgreifende
Familiengeschichte, ein Chor aus vielen
Stimmen, die scheinbar sprunghaft wechseln:
Zwischen der Zeit der faschistischen
Ustascha-Diktatur in Kroatien während
des Zweiten Weltkriegs, den Ereignissen
der 1990er Jahre auf dem Balkan und
der unmittelbaren Gegenwart: Denn im
Herbst 2015 zogen zehntausende von
Syrern, Irakern, Afghanen durch den
Osten Kroatiens. Dort, in jener Gegend,
in der Rosmarinka aufgewachsen ist,
beginnt und endet dieser große Roman,
der siebzig Jahre mitteleuropäischer
Geschichte umspannt.
Roman, Otto Müller Verlag 2018
ISBN 9783701312627
460 Seiten, gebunden